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"Sämtliche Grenzen überschritten", Neue Zürcher Zeitung, 24 settembre 2010

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"Sämtliche Grenzen überschritten", Neue Zürcher Zeitung, 24 settembre 2010

Il quotidiano di Zurigo Neue Zürcher Zeitung del 24 settembre 2010 presenta una corrispondenza dal Ticino in cui si riassume la vicenda sollevata dall'articolo del settimanale Il Mattino della domenica.

«Sämtliche Grenzen überschritten»

Lega-Chef Bignasca erhitzt im Tessin wieder einmal die Gemüter Giuliano Bignasca, der Präsident der Lega dei Ticinesi, will die Roma in Arbeitslager stecken. Mit dieser Forderung löste er einen Sturm der Entrüstung aus. Die übrigen Parteien möchten ihm nun einen Maulkorb verpassen.

Omar Gisler, Lugano

Es waren zwei Mädchen mit einem schweren Koffer, die im Tessin die jüngste Politdebatte auslösten. Die beiden minderjährigen Roma waren in Chiasso in einem Zug Richtung Italien gestoppt worden. In ihrem Gepäck fanden die Grenzwächter einen 30 Kilogramm schweren, gestohlenen Tresor. Diese Meldung schlug im Tessin hohe Wellen, weil die beiden aus einem Fahrenden-Lager in Norditalien stammenden Teenager bereits einige Tage zuvor ertappt worden waren, als sie einen 50 Kilogramm schweren Tresor über die Grenze schmuggeln wollten. Gleichzeitig vermeldete die Polizei die Festnahme von zwei weiteren minderjährigen Roma, die in Lugano bei Einbrüchen erwischt worden waren.

Dies rief Giuliano Bignasca auf den Plan, den wegen verschiedener Vergehen (Ehrverletzung, Ruhestörung, Verstösse gegen das Antirassismusgesetz) vorbestraften Präsidenten der Lega dei Ticinesi. Der 65-jährige Verleger und Unternehmer gedenkt, das Problem des Einbruch-Tourismus wie folgt zu lösen: «Roma raus . . . oder ins Arbeitslager», lautet die Schlagzeile des Lega-Blattes «Il Mattino». Illustriert wurde der Kommentar von Bignasca mit einem Stacheldrahtverschlag.

Empörte Reaktionen liessen nicht lange auf sich warten. Matteo Caratti, der Chefredaktor der linksfreisinnigen Tageszeitung «La Regione Ticino», bezeichnete den Artikel als Schande. Bignasca habe nun «sämtliche Grenzen überschritten». Während die SP die «zivile Verbarbarisierung» kritisierte, verlangte die Vereinigung der Tessiner Geschichtslehrer von Staatsrat Marco Borradori, dem Lega-Vertreter in der Regierung, er möge sich öffentlich von Bignasca distanzieren (was Borradori auch tat, allerdings zähneknirschend, getreu dem Motto «Weshalb muss eigentlich immer nur ich den Kopf für die Dummheiten der anderen hinhalten?»).

Der Unmut über Bignasca entlud sich auch in Vandalenakten. So wurde der Lega-Sitz in der Via Monte Boglia in Lugano mit Sprayereien verschmiert und ein Auto in Brand gesteckt, und in Riva San Vitale wurde Bignasca symbolisch beerdigt. Dieser Aufruhr war ganz nach dem Geschmack des streitlustigen Lega-Präsidenten, der seit acht Jahren in Luganos Stadtregierung sitzt. Die Lega sei im Begriff gewesen, die Wahlen vom kommenden April zu gewinnen, liess Bignasca verlauten. Jetzt deute alles darauf hin, dass der Urnengang für seine Partei zu einem Triumph werde.

Die empörte Linke tat Bignasca noch den Gefallen einer Demonstration vor dessen Firmensitz, was diesen zu der Schlagzeile «Die Sozis verteidigen Delinquenten!» inspirierte. Gleichzeitig veröffentlichte Bignasca in seinem Blatt eine Liste mit den Namen von 117 Firmen, die angeblich von einer fünfköpfigen Roma-Bande ausgeraubt worden waren. Überdies wiederholte er die Forderung: «Wir wollen keine Roma!»

Die Präsidenten von FDP, CVP, SP, SVP und Grünen wollten daraufhin ein Zeichen setzen. Sie beschlossen eine Art Gentlemen's Agreement, in dem sie sich im Hinblick auf die Wahlen zu einer anständigen Form der Diskussion verpflichten. Es gehe darum, eine Degeneration der politischen Debatte zu verhindern, so begründete SP-Präsident Manuele Bertoli den Zweck des Abkommens. Man werde nun versuchen, auch Bignasca zu einer Unterschrift unter das Dokument zu bewegen.

Erfahrungsgemäss dürfte es leichter sein, eine Pizza durch den Schlitz eines Bancomaten zu schieben, als den «Polit-Clown» (Wikipedia) in ein Political-Correctness-Korsett zu zwängen. Zumal die Arbeit der Grenzwächter Wasser auf seine Mühle ist. Während sich der Kanton über die «Roma raus»-Schlagzeile echauffierte, stoppten diese im Mendrisiotto zwei Roma-Mädchen in einem Auto. Am Steuer sass eine 13-Jährige, und im Kofferraum befand sich Einbruchswerkzeug.

Diesen Artikel finden Sie auf NZZGlobal unter: http://www.nzz.ch/global

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